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Antje Koch

Rede zum Tag der Befreiung

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Neumann,
sehr geehrte Fraktionen,
sehr geehrte Damen und Herren,

heute Morgen, als ich mir in meinem friedlichen Zuhause die Zähne putzte, stellte ich mir die Frage, wer heute wohl zum Mahnmal erscheinen würde und wenn, wie viele werden wir sein?

Für gewöhnlich sind wir nie viele gewesen.

Und während ich in Ruhe putzte, sann ich über folgen Spruch nach. - „Wehret den Anfängen.“ - Ein starker Satz.

Wehret den Anfängen sagten sie in den 90ern, 0er Jahren, in den vergangenen 40 Jahren.

Wehret den Anfängen ist im Jahr 2024 längst vorbei.

Heute vor 79 Jahre nwurde Deutschland vom Nationalsozialismus befreit. Wirklich befreit?

Der damalige Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger war von 1933 – 1945 Mitglied der NSDAP und trat 1946 direkt in die CDU ein.

Die Nachfahrin von Johann Ludwig Graf von Schwerin und Nikolaus von Oldenburg, beide Mitglieder der NSDAP, ist hocherfolgreiches Mitglied in der AfD und keine geringere als Beatrix von Storch. Ihres Zeichens Antisemitismusbeauftragte der Bundestagsfraktion.

Allein anhand dieser zwei Beispiele, möchte ich aufrufen, diesen Tag nicht nur zu feiern und nicht zu vergessen, sondern rufe gleichzeitig auf zum Handeln.

“Wehret den Anfängen” ist mehr als nur eine Mahnung; er ist ein Aufruf zum Handeln. Es ist eine Erinnerung daran, dass wir nicht passiv bleiben dürfen, wenn die Prinzipien der Gerechtigkeit und Gleichheit angegriffen werden. Doch wir müssen erkennen, dass die Anfänge oft subtil und schwer zu erkennen sind. Die Gefahren, die von diesen antidemokratischen Kräften ausgehen, waren nicht immer offensichtlich, es hieß, wachsam zu bleiben und unsere Demokratie aktiv zu verteidigen.

So wachsam waren wir dann doch nicht.

Was die Rechten wie die AfD und Die Heimat (ehemals NPD) wollen, ist uns allen doch klar.

Und statt auf ihren Zug aufzuspringen und am rechten Rand zu fischen, sollten wir mit den uns gegeben demokratischen Mitteln dagegen vorgehen.

Als Walter Lübcke am 02. Juni 2019 in seinem zu Hause von einem Rechtsextremisten erschossen wurde, war der Aufschrei groß.

Wer spricht heute noch von den Opfern rechter Gewalt, den Opfern des NSU, den Opfern von Hanau?

Das sind keine Einzelfälle mehr! 

Manchmal glaube ich, die Bevölkerung steht dem wachsenden Rechtsextremismus und der damit stetig wachsenden Gewalt fast gleichgültig gegenüber.

Wie lange noch?

Und es ist nicht normal und KEINE freie Meinungsäußerung, wenn SPD-Politiker wie Matthias Ecke von vier Jugendlichen krankenhausreif geschlagen werden, beim Aufhängen von Wahlplakaten.

Oder eine grüne Kommunalpolitikerin wie Yvonne Mosler ebenfalls beim Aufhängen von Wahlplakaten in Dresden angegriffen wird.

Oder aber jüngst Franziska Giffey in der Stadtbibliothek, die von hinten attackiert wurde.

Wenn die körperliche Unversehrtheit nicht mehr gewährleistet ist, bedeutet es, dass wir nicht mehr tatenlos danebenstehen können und im Höchstfall einfach nur darüber sprechen.

Wir müssen anfangen, uns wieder zu empören. Wo ist Eure Empörung?

Sie darf nicht allein in der Blase des Internet verbleiben, denn das was hier geschieht, ist die harte Realität!

Lasst uns also am heutigen Tag nicht nur der Vergangenheit gedenken, sondern auch die Verantwortung für die Zukunft übernehmen. Lasst uns zusammenstehen und für eine Welt eintreten, in der Freiheit, Gleichheit und Menschlichkeit nicht nur Worte sind, sondern gelebte Realität.

Damit nicht nur ich weiterhin in Frieden zu Hause meine Zähne putzen kann, sondern jede Frau, jedes Kind und jeder Mann und jeder außerhalb und dazwischen, sich hier sicher fühlen kann. Für immer.

Vielen Dank


Ihre Ansprechpartnerin vor Ort 

in Brieselang

Antje Koch, 0176 / 5132 9251, antje.koch@mailbox.org

Nachlese

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